Die Psychoelf Saga

Akt 1 - Teil 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6

Akt 2 - Teil 1 - 2 - 3 - 4 - 5

Akt 3 - Teil 1 - 2 - 3 - 4

„Und das ist…?“, fragte er schließlich und hielt dem Reisenden eine Hand zum Händeschütteln hin.
„Der Herr hat Amnesie, Sir“, antwortete der Wärter trocken.
„Ach wirklich! Kommen sie doch beide herein. Wenn ich sie nur bitten dürfte Waffen und magische Utensilien hier abzugeben.“
Stormbinder gab widerwillig seinen Stab ab, denn er hatte eine kleine Demonstration in seinen Vortrag eingeplant und beide wurden vom Direktor als zwei neue Patienten (auch wenn ihnen das nur teilweise klar war) hineinkomplimentiert.
„Ich möchte ihnen noch Grüße von Magister Nebelläufer ausrichten.“
„Noch nie gehört den Namen.“, sagte der Direktor gut gelaunt. Stormbinders Miene wurde erneut blank, da hörten sie eilige Schritte hinter sich die Treppe hochstapfen. Ein elfischer Angestellter mit angespanntem Gesichtsausdruck und langen blonden Haaren schlängelte sich, einen kurzen Gruß und ein „Pardon“ murmelnd zwischen der kleinen Gruppe hindurch.
„Ach Mellagan, können sie sich bitte dieser beiden Herren annehmen? Sie sind gerade angekommen, bzw. haben schon eine gewisse Wartezeit hinter sich.“
„Sir, liebend gern, aber ich muss zum Patienten im Karenzzimmer. Er ist instabil und sollte nicht zu lange allein gelassen- “
„Papperlapapp. Den Patienten haben sie doch gestern erst versorgt. Das dauert auch nicht lange, ja? Seien sie so gut.“
Und schon hatte der Herr Direktor seine Pflichten an jemanden in der Hierarchie Niedrigeren abgestreift, pardon, übergeben. Mellagan zog scharf die Luft durch den Mund ein und atmete wieder aus. Manchmal hatte er das Gefühl, dass der Direktor ihm alle möglichen Arbeiten auf die unprofessionellste Art möglich aufdrückte, nur weil er sich seinen Namen gemerkt hatte, im Gegensatz zu einem Großteil seiner Kollegen. Der dringende Patient, um den es ging, war nicht versorgt, er war ruhiggestellt. Ein eher menschenunwürdiger Zustand, den es baldmöglich durch arbeitsintensive Therapie zu überwinden galt. Jetzt standen da zwei neue Patienten vor ihm, zu deren Vorgeschichte er keine Ahnung hatte. Also gut – ein Patientengespräch würde er machen. Verflucht sei sein inkompetenter Chef!


Kaum war er drei Schritte gegangen, eröffnete ihm auch schon der elfische Patient, dass er dringend bei einer Konferenz gebraucht werde. Schwierig. Mellagan ließ sich sehr schnell einfallen, dass die Konferenz erst am Nachmittag beginnen würde und dass er gerne warten könne. Er erntete einen Todesblick, aber der Bluff funktionierte. Er hatte wichtige Zeit gewonnen, um sich mit dem anderen Patienten zu unterhalten. Was auch immer dessen Problem war, es konnte nicht so anstrengend wie Wahnvorstellungen sein.

Er geleitete den Mann in ein freundlich eingerichtetes Zimmer, der Patient nahm auf einem Sofa, er auf einem Stuhl Platz. Schon bei der Aufnahme der Personalien stellte sich das Problem des Mannes heraus: Eher verlegen gab er an, an Amnesie zu leiden und sich an rein gar nichts, noch nicht einmal seinen Namen zu erinnern. Er zeigte jedoch auf ein Buch, das er dabei hatte und äußerte die Vermutung, dass er Ornithologe sein könnte.
„Wieso vermuten sie das?“
„Mir ist die ganze Zeit ein Vogel nachgelaufen.“
„…gelaufen?“
„Ja, ich bat ihn, vor der Klinik zu warten.“

 


Obwohl Herr Mellagan kein Wort für wahr hielt, war er so höflich aufzustehen und aus dem Fenster hinunter auf die Straße zu sehen. Natürlich war da kein Vogel. Allerdings war das Tier auch nicht mehr da, denn es hatte etwas gewittert und verfolgte eine Spur…

Es roch wieder nach dem Übel, das schon im Wald um sie herum gelungert war. Nach dem ausgiebigen Bad hatte der Seifenduft alles überdeckt, doch jetzt roch es der „Vogel“ ganz genau. Die Spur führte ihn in eine Seitengasse um das Haus herum. Der Elf saß hoch oben auf einer Ranke, gut versteckt auf einer Ranke, die schon jahrzehntelang die Hauswand hinaufgewachsen war. Sie erbarg ihn gut. Er war es nicht gewohnt, der Gejagte zu sein, aber seine Instinkte sagten ihm, dass er sich verstecken sollte. Er kletterte weiter hinauf. Hier waren die Fenster durch eine Energiebarriere versperrt. Die Ranke jedoch hatte das Fenster geschwächt, die Energie flackerte. Der Elf stach mit einem seiner Dolche nach dem Stein, der die Barriere speiste und er fiel aus seinem Sockel. Jetzt war der Weg frei und der Elf stieg hinein.


 

 

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